Johanniskraut Hypericum perforatum

Auszug aus Gerhard Maddaus, 1938

Lehrbuch der biologischen Heilmittel:

Geschichtliches und Allgemeines:
Das Hypericum perforatum gehört zu den Pflanzen, die vom frühen Altertum an sich großer Beliebtheit in der Heilkunde erfreuen. Schon D i 0 s k u r i d e s weiß von 4 verschiedenen Hypericumarten zu berichten, die er „hyperikon, askyron, androsomon und koris“ nennt. Nach Fraassoll das „askyron“ mit unserem Hypericum perforatum identisch sein. D i 0 s k u r i d e s empfiehlt die Frucht, mit Honigwasser getrunken, gegen Ischias und als Umschlag gegen Brandwunden. In den Kräuterbüchern des Mittelalters findet man die Pflanze überall mehr oder weniger eingehend beschrieben. Nach K~nrad von Me gen be r g (14. Jahr- hundert) kräftigt sie Herz und Leber, reinigt die Nieren, heilt Geschwüre und zieht Gift aus. Außerdem wurde sie als Wurm- und Wundmittel verwendet. Die Tatarinnen sollen auch heute noch die Abkochung des Krautes gegen Uterusblutugen trinken. Im Volksglauben hat das Johanniskraut als Mittel gegen Zauberei und die Anfechtungen des Teufels eine große Rolle gespielt. Um Käse vor Würmern zu schützen, legte man das Johanniskraut daneben.

Wirkung:

Als kühlendes, entzündungswidriges Mittel und zur Behandlung innerer Eiterungen und Lungenerkrankungen wurde das Johanniskraut schon von Hippokrates i) angewandt.
Begeisterte Anerkennung findet es bei Paracelsus 2) der es gegen „tolle Phantasien“, äußerlich als schmerzlinderndes Mittel und bei Würmern, Kontrakturen, Quetschungen, namentlich aber bei Wunden empfiehlt und von ihm schreibt: „Seine Tugend kann gar nicht beschrieben werden, wie groß sie eigentlich ist und gemacht werden kann . . . Es ist nicht möglich, daß eine bessere Arznei für Wunden in allen Ländern gefunden wird.“

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B0ck ) und Matthi0u  S4) schildern Hypericum als blutstillend, wundheilend, diuretisch und emmenagog, wirksam bei Ischias, Apoplexie, Tertiär- und Quartanfieber, letzterer rühmt es auch gegen Blasensteine, Bauchflüsse, Folgen von überheben, äußerlich als heilsam bei Brand und Geschwüren.

Die genannten Anwendungsweisen sind auch Weinmann *) bekannt, der es hauptsächlich als Wundkraut rühmt, falls auch Nervenverletzungen vorliegen. Auch „stärcket es das sämtliche Nerven-Werck“.