Giersch Aegopodium podagraria

Der Giersch oder Geißfuß wurde früher in Klöstern und bei den Königen im Garten angebaut. Er hilft bei Rheuma und Gelenkschmerzen. Bei mir hat er alle Knochenzubildungen beseitigt, so daß ich wieder ohne Schmerzen laufen konnte. 
Er schmeckt sehr gut und kann vielseitig zubereitet werden.

Auszug aus Lehrbuch der biologischen Heilmittel von Gerhard Maddaus

Geschichtliches und Allgemeines:

In alten Kräuterbüchern wird Aegopodium podagraria als Herba Saneti Gerhardi bezeichnet (nach dem wohltätigen Abt Gerhard von Brogne [gest. 959]). ThaIer wähnt die Art 1577 für den Harz als Angelica erratica. C. Bauhin (1623) kennt sie als Angelica silvestris minor sive erratica. Im Herbarium von R0stiusin Lund aus dem Jahre 1611 ist sie als Pimpinella major. vertreten. Die jungen Blätter, Blattstiele und Stengel, die einen schwachen Möhrengeruch be- sitzen, geben, wie Spinat zubereitet, ein zartes und schmackhaftes Wildgemüse bzw. Salat, der schon im 14. Jahrhundert am polnischen Königshofe sehr geschätzt worden sein soll. Noch heute bildet der Geißfuß vielerorts in Nordwestdeutschland einen der Hauptbestandteile des früher allgemein bekannten Frühjahrsgerichtes, der sog. „Neunstärke“. Um Osnabrück auch unter dem Namen „Kott-Moos“ bekannt, welche besonders am „Grünkräutertag“ (Gründonnerstag) gegessen und „Grüne Suppe“ genannt wird. Er gehört also zu den sog. „Neunerleikräutern“, neben 2. Rumex acetosa, 3. Taraxacum officinale oder Cichorium Intybus, 4. Lamium album und L. purpureum oder Urtica dioica, 5. Pimpinella saxifraga (bzw. Sanguisorba minor oder S. officinalis), 6. Veronica Becca- bunga oder Bellis perennis, 7. Sedum rupestre, 8. Achillea millefolil1m oder 9. O.xalis acetosella. In einzelnen Gegenden werden verschiedene dieser Arten durch Arnoseris pusilla, Lactuca perennis, junge Rapstriebe, Spitzen von Hopfenranken, Blätter von Johannisbeeren, Schnittlauch usw. ersetzt. Ehe- dem zog alt und jung hinaus, um diese z. T. als heilkräftig geltenden Kräuter selbst zu sammeln und sie dann möglichst fein gehackt (gewiegt) mit Kuhfleisch, Mettwurst oder Speck unter Beigabe von Hafergrütze oder Mehl zu kochen.

Wirkung

Die im Namen der Pflanze angedeutete Wirkung gegen Podagra kannte schonMatthi0 IUSI).

und auch J 0 h n S 0 n“) gibt eine gute Beschreibung der Pflanze und ihrer Heilkraft bei Podagra, die sich nicht nur auf eine Linderung der Schmerzen beschränke, sondern zugleich Rückgang der Schwellung und Entzündung bewirke. Außerdem sollen Kraut und Wurzel als Bad und heiße Auflage bei Hämorrhoiden dienlich sein.

Die Anwendung des zerquetschten Krautes gegen Podagra hat sich in der V0Iksmedizin bis heute gehalten“). daneben dient es auch als Wundmittel P).

Der Schweizer Kräuterpfarrer KünzIe O) empfiehlt es gegen .Gicht, Ischias und Rheuma, ferner bei Vergiftungen und äußerlich gegen Mückenstiche.
In Ostpreußen wird der Geißfuß oder Giersch den Schweinen bei Rotlauf gegeben; Schweine, die öfter Giersch fressen, sollen keinen Rotlauf bekommen (nach dem Verf. persönlich zugegangener Mitteilung).

Von Inhaltsstoffen ist nichts bekannt.

Verwendung in der V0Iksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Litauen: Verdauungsstörungen.

Anwendung :
In der Veterinärmedizin ist Aegopodium podagraria indiziert bei Rotlauf der Schweine.

In der Humanmedizin verwendet man es in erster Linie bei Podagra. Aber auch für gichtisch-rheumatische Erscheinungen ist es in Gebrauch, ferner bei Darmstörungen mit abwechselndem Durchfall und Verstopfung sowie bei Nierenschwäche und Blasenleiden.

Aegopodium wird vor allem als Gemüse, selten in Arzneiform verwendet.